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Oman – Von Muscat über Sur nach Nizwa

Von Amman nach Oman. Mit ein wenig jordanischem Trennungsschmerz steigen wir ins Flugzeug und machen uns auf nach Muscat – die Hauptstadt des Sultanats. Nach unseren ersten Erfahrungen mit der arabischen Welt ist die Vorfreude auf den Golfstaat mit seinen vier Millionen Einwohnern noch einmal um ein Vielfaches gewachsen.

Im Vorfeld haben wir uns fleissig informiert, wie man das Land im Nahen Osten mit seinen unzähligen grünen Oasen und Wadis am besten bereisen kann. Da die Infrastruktur des Golfstaates sehr gut ausgebaut ist, haben wir uns ziemlich schnell für ein Mietauto entschieden. Eine Entscheidung, die wir nicht bereut haben. Kaum gelandet steuern wir die Autovermietung an und hoffen, spätabends noch etwas Passendes zu finden. Ein junger Omani in weisser Tracht (Dishdasha) mit runder Kopfbedeckung (Kumma) begrüsst uns freundlich. Diesem traditionellen Kleidungsstil werden wir in den nächsten Tagen sehr oft begegnen. Am Schalter einer international bekannten Autovermietung (Name der Redaktion bekannt – nennen wir sie «Dollar») berät er uns kurz und kompetent. In Rekordzeit sitzen wir in unserem kompakten SUV. Erstaunt über die minimale Bürokratie starten wir den Motor und wagen uns auf die Strassen.

Für die erste Nacht in Muscat steuern wir ein einfaches aber gemütliches Hotel im alten Stadtteil Mutrah an (Mutrah Hotel). Nach grober Planung der Route schwingen wir uns auch schon in die Betten. Morgen steht ein langer Tag an.

Die geplante Route
  • Muscat bis Sur – 209 km
  • Sur bis Wahiba Sands – 122 km
  • Wahiba Sands bis Nizwa – 173 km
  • Nizwa bis Al Hamra – 48 km
  • Al Hamra bis Muscat 193 km
Von Muscat bis nach Sur – 209 km

Nach zwei Stunden Fahrzeit entlang der Küste erreicht man die kleine Hafenstadt Sur am omanischen Golf. Wir haben jedoch etliche Abstecher eingeplant, so dass wir den ganzen Tag für diese Strecke benötigen. Das berühmte Bimmah Sinkhole mit seinem azurblauen und smaragdgrünen Wasser kommt uns bei weit über 40 Grad mehr als gelegen. Eine willkommene Erfrischung. Es wird gemunkelt, dass es durch einen Meteoriten entstanden ist und darin ein Seeungeheuer lebt.

Bimmah Sinkhole

Nach der willkommenen Abkühlung geht es weiter Richtung Süden. Die Landschaft ist karg, steinig und sandig. Leider ist das Wetter etwas trübe (es tobt ein Sandsturm im Oman) und die Sicht ist entsprechend eingeschränkt. Wir hoffen auf Besserung.

An der Küste

Nach kurzer Fahrt erreichen wir das nächste Zwischenziel: Wadi Shab. Das grüne Wadi ist mit etlichen Dattelpalmen gesäumt. Eine wunderschöne Oase, die man in der eher sandigen Landschaft nicht erwartet. Für einen Rial pro Person (2.60 CHF) bringt uns ein Einheimischer mit seinem kleinen Motorboot über den Fluss, den man für den Einstieg ins Wadi queren muss. Gewandert wird eine Stunde. Enge Schluchten, wilde Steinformationen und neben uns immer wieder blaugrüne, schöne Pools, welche zum Planschen einladen.

Wadi Shab

Zu später Stunde machen wir uns auf zum Etappenziel. Sur, die Hafenstadt am östlichen Zipfel von Oman. Ihre Werften, die noch heute traditionelle Holzschiffe herstellen, spielten in Omans maritimer Vergangenheit eine entscheidende Rolle. Wir drehen eine Runde um den Leuchtturm und begutachten die Holzschiffe im Hafen.

Der Leuchtturm in Sur

Es ist sehr heiss und schwül. Wenig verwunderlich ist es, dass man hier fast nie aus dem Auto steigt – nicht mal um zu essen 😊 ! Man fährt ganz einfach vors Restaurant, hupt wie wild und schon wird einem die Menukarte durch das Fenster gereicht.

Von Sur bis Wahiba Sands – 122 km

Nach einer Nacht in Sur machen wir uns auf den Weg in die Wüste. Die 46 Grad auf dem Thermometer veranlassen uns dazu, zuerst noch einen Umweg über die Berge zu machen und die Füsse in das kühle Nass zu tunken. Nach einigen kurvigen Strassen und steilen Windungen erreichen wir das Wadi Bani Khalid. Wieder taucht das Flusstal inmitten einer felsigen Landschaft auf. Dattelpalmen, viel Grün und blaues kühles Wasser heissen uns willkommen. Da Oman ein eher konservatives Land ist, hängen überall Schilder, dass Frauen nur in Kleidern (T-Shirt und Shorts) baden sollen. Eine Umgewöhnung aber wir halten uns dran. Als krönenden Abschluss pflückt uns ein netter Omani beim Parkplatz einige Datteln, welche wir genüsslich verzerren. Nach dem Badeplausch manövrieren wir das Auto die etlichen Windungen hinunter und machen uns auf nach Wahiba Sands. Hier verbringen wir eine kurze Nacht in einem einfachen Hostel, um den Sonnenaufgang am kommenden Morgen in der Wüste zu bestaunen.

Von Wahiba Sands bis Nizwa – 173 km

Wir kennen die endlos weiten Sanddünen von Wahiba Sands nur von Bildern. Wir wollen mit einem Jeep über die Sanddünen bashen und freuen uns auf etwas Action. Bereits um 5:00 Uhr in der Früh und in aller Dunkelheit werden wir abgeholt. Wir haben eine Jeep-Tour über das Hostel gebucht. Wir staunen nicht schlecht:  Unser Tourguide ist der Schuhmacher von nebenan der unter anderem einen 4×4 Jeep besitzt 😊 . Die rasante Fahrt über die vielen Dünen macht Spass. Auf den Sonnenaufgang warten wir jedoch vergeblich. Der Sandsturm (Tag 3!) trübt die Sicht noch immer.

Wahiba Sands

Am Nachmittag geht es weiter ins lauschige Städtchen Nizwa. Auf dem Weg dorthin stoppen wir in einer kleinen Ortschaft namens Birkat Al Mouz. Birkat Al Mouz ist ein kleines Dörfchen, dass durch alte Ruinen, ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem und einem riesigen Palmenhain bekannt ist. Wir erkundigen die charmante Ortschaft zu Fuss. Mit den Flip Flops rutschen wir über die Pflastersteine der Ruinen. Einem Einheimischen muss unsere Unbeholfenheit aufgefallen sein. Spontan begleitet er uns und führt uns sicher durch das Labyrinth.

Birkat al Mouz

Nizwa ist nur noch ein Katzensprung entfernt und die Fahrt reicht gerade aus, um das Auto wieder auf angenehme Temperaturen zu kühlen. Ein Hoch auf die Klimaanlage. In Nizwa verbringen wir zwei Nächte und schalten einen Gang zurück. In den kommenden Tagen besuchen wir den bekannten Nizwa Souq (Markt) und das eindrückliche Nizwa Fort aus dem 17. Jahrhundert. Es ist das meistbesuchte Monument im Oman. Ein Abstecher lohnt sich.

Nizwa Fort
Von Nizwa bis Al Hamra – 48 km

Vollgetankt mit neuer Energie und Benzin für 50 Rappen der Liter nehmen wir die Schlussetappe in Angriff. Es geht in die Berge. Wir steuern das kleine Dorf Al Hamra an, welches als idealer Ausgangspunkt für das Dschabal al-Achdar Gebirge gilt. Hier planen wir den Besuch von Dschabal Shams ein – der mit etwa 3000 m höchste Berg in ganz Oman und sogar allen Golfstaaten. Wir übernachten in einem typischen Guesthouse bei Ahmed (Al Hamra Guesthouse), welcher sich als hervorragender Gastgeber entpuppt. Er hat für verschiedenste Sehenswürdigkeiten, Wanderungen und Touren in der Umgebung eine Whatsapp-Nachricht mit genauem Beschrieb inkl. GPS-Daten für Google Maps erstellt Sightseeing 2.0. So kommen wir sehr einfach von A nach B. Auch unsere geplante Tour zum Dschabal Schams finden wir in seinem kreativen Travel Guide und beschliessen, gleich loszufahren und eine Wanderung auf dem hohen Berg in Angriff zu nehmen. Wir haben zwar gelesen, dass es für den letzten Teil der Strecke ein 4×4 Auto braucht, da es keine geteerten Strassen bis zum höchsten Punkt gibt, sondern nur noch Schotterpisten. Ahmed meint aber, es geht auch ohne.

Leider geht es aber doch nicht ohne 4×4. Es hat tatsächlich angefangen zu regnen! Im Oman. Bei 40 Grad! Die Schotterpiste zum Dschabal Schams wird immer rutschiger und rutschiger und unsere Reifen drehen durch. Die steilen Hänge sind nicht mehr zu bewältigen. Überall Schlamm. Kleine, dreckige Bächlein beginnen über die Strasse zu laufen. Als die Rinnsale grösser werden müssen wir umkehren – die Situation wägen wir als zu gefährlich ab. Nichts desto trotz ist die kurvige, steile Strecke sehr eindrücklich und wir halten ab und zu an, um einige Erinnerungen zu knipsen.

Spuren im Sand
Martina mag keinen Regen 🙂

Spontan entschliessen wir uns, dem schönen Bergdorf Al Misfah einen Besuch abzustatten. Al Misfah ist ein sehr traditionelles, kleines von Palmen gesäumtes Dörflein, welches durchs Internet wohl schneller bekannt wurde als ihm lieb ist. Die Einwohner legen grossen Wert auf ihre Privatsphäre und ihre ursprünglichen Werte. So kommt es, dass auf Schildern gebeten wird, sich angemessen zu kleiden und zu verhalten. Wir verbringen hier ca. 1 Stunde, schlendern durch die Palmenhaine und bewundern die Dattelernte.

Al Misfah
Von Al Hamra bis Muscat – 193 km

Am nächsten Tag geht es bereits wieder zurück in die Hauptstadt Muscat. Auf Google Maps wählen wir die längere aber sicher imposantere Strecke über die Berge. Auf der Passhöhe erleiden wir ein Déjà-Vu. Die geteerte Strasse weicht einer steilen Schotterpiste. Die ersten paar Meter kämpfen wir uns am Abhang entlang (Danke Pascal fürs Fahren) und sind hin- und hergerissen, ob wir weiter sollen oder nicht. Ein Omani kreuzt unseren Weg und macht uns freundlich aber bestimmt darauf aufmerksam, umzukehren. Sein Wunsch sei uns Befehl. Wir kehren um und nehmen den normalen Highway nach Muscat.

Am Abgrund

Nach so viel Abenteuer und Schweissausbrüchen verbringen wir die letzten paar Nächte in Muscat. Wir lassen es uns gut gehen und erholen uns. Das Muscat Hills Resort und das Hotel Chedi sind einsame Spitze und absolut empfehlenswert.

 Bald geht’s weiter nach Sri Lanka.

See you soon!

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